Ein Wirrwar von Gedanken

Faserland - Christian Kracht

Beschreibung: Vielleicht sollte sich über Faserland nur jemand äußern, der weiß, was eine "Barbourjacke" ist. So oft wie dieses Kleidungsstück erwähnt wird, muss es jedenfalls etwas ungeheuer Tolles und Symbolträchtiges sein für junge, schicke Menschen mit dem nötigen Kleingeld, die an Sylter Stränden Champagner trinken oder mit Porsches Seevillen am Bodensee ansteuern.

Krachts Icherzähler lässt sich mittreiben, nimmt teil am müßigen Luxusleben, steigt in den besten Hotels ab, Hamburg, Frankfurt, Zürich, stilvolle Partys, viel Alkohol, noch mehr Zigaretten, und bleibt doch bei all dem seltsam unbeteiligt. Nur hin und wieder kann er sich für Momente zu ein klein wenig Hass oder Mitleid aufraffen. So etwas wie Begeisterung glimmt einzig in ihm auf, wenn er von Isabella Rossellini träumt, mit der er Kinder haben und auf einer Schweizer Alm leben möchte, weit weg von Deutschland, dieser großen Maschine im Norden, "die sich selber baut". (Quelle: Amazon)

 

Meine Meinung: Nun habe ich dieses Buch also beendet - und weiß nicht so recht, was ich darüber sagen soll. laut der Beschreibung sollte ich vielleicht auch nichts dazu sagen, da ich, zumindest während der Lektüre, nicht wusste, was eine "Barbourjacke" ist. Das Buch war das erste, das ich von Kracht gelesen habe und irgendwie hat er mich durch seinen Schreibstil direkt gefangen.

Die Geschichte wird aus der Sicht eines jungen Mannes erzählt, dessen Name man nicht erfährt. Er reist einmal von Norden nach Süden durch Deutschland, bis er am Ende in der Schweiz landet. Was mir am Schreibstil so gefällt, ist, dass er zwar relativ simpel ist, durch die Sprunghaftigkeit der Erzählung jedoch irgendwie auch eine besondere Konzentration erfordert. Das Ganze stellt sich als eine Art zeitnaher Erfahrungsbericht aufgezogen. Der Ich-Erzähler berichtet von seinen Erlebnissen so, als würde er im selben Moment davon erzählen. Ab und zu ist das Ganze aber sehr sprunghaft, da er durch irgendwelche Eindrücke, den Geruch eines Schlüssels, ein bestimmtes Bild o.ä. an diverse Geschehnisse in der Vergangenheit erinnert wird.
Irgendwie musste ich die ganze Zeit schmunzeln. Nicht etwa, weil das Berichtete so lustig wäre, sondern einfach, weil er so schamlos und teilweise kritisch Assoziationen zieht und seiner Phantasie freien Lauf lässt.

Man hat zwischendurch den Eindruck, dass einfach alles schlecht ist. Allen voran alles, was mit Marken zu tun hat. Der Ich-Erzähler nimmt dem gegenüber immer eine gewisse Anti-Haltung ein. Aber nicht nur die Marken, ganz Deutschland an sich ist schlecht. Im Endeffekt sind doch alle Menschen Nazis, überbleibsel aus der dunklen Seite Deutschlands - die eigentlich noch immer da ist, verdeckt von dem Bestreben, die Vergangenheit zu vergessen. So zumindest mein Eindruck.

Und nicht zuletzt hatte ich das Gefühl, dass er einfach jeden kennt. Egal, in welcher Stadt er sich befindet, er sieht auf jeder Party, an jeder Ecke jemanden, den er sofort mit Namen benennen kann, sodass man sich manchmal fragt, ob man vielleicht was verpasst, ob er die Person schon einmal erwähnt hat (was ab und an auch der Fall war).

Den Erzähler selbst zu charakterisieren traue ich mir, ehrlich gesagt, nicht ganz zu. Was ich, aus meinem Verständnis, sagen kann ist, dass er ein irgendwie gestörtes Verhältnis zu seiner Umwelt hat. Das mag vielleicht mit daran liegen, dass sich die Personen in eben diesem teilweise auch, durch Drogen und Alkohol, ein wenig ... seltsam verhalten. Jedoch auch aus sich heraus hat er irgendetwas an sich, was ihn zugleich sympathisch und unsympathisch macht.

 

Fazit: Ich weiß, dass meine "Rezension" bei weitem nicht ausreichend ist, um einen, dem Buch gerecht werdenden Eindruck zu vermitteln. Jedoch fällt es mir auch wirklich schwer meine Gedanken hierzu in Worte zu fassen und ich bin mir auch noch nicht sicher, ob ich alles richtig verstanden habe. Vielleicht muss ich das Ganze erst einmal noch ein wenig wirken lassen.

Bis dahin gebe ich Krachts "Faserland" 3,5 von 5 Punkten.